Im Suchen kenne ich mich aus. Ich kann mich nicht daran, erinnern, nicht gesucht zu haben. Allerdings nie nach etwas in dieser Welt, sondern nach dem Ausgang aus derselben. Die Welt erschien mir als ein fremder, nicht sehr einladender Ort. Die Menschen um mich herum verstand ich nicht. Ich teilte nicht ihre Interessen, Ziele und Vorstellungen davon, was es im Leben zu erreichen gälte.
Sobald ich lesen konnte, verschlang ich verschiedene Versionen der Bibel in der Hoffnung auf Antworten, warum ich hier bin und wie ich hier wieder wegkomme. Es folgten intensive Phasen des Lesens und des Rückzugs in die Werke dessen, was heute wohl in der Esoterik-Abteilung zu finden sein dürfte.
Wissen ist nicht Macht.
Überhaupt war die Idee, viel Wissen würde mich retten, mein größter Halt. Anfang zwanzig dämmert es mir, dass mehr Wissen mir nicht weiterhelfen würde und ich hörte von einem auf den anderen Tag auf, ein Buch in die Hand zu nehmen.
Doch die Suche endete nicht. Ich besuchte verschiedenste Selbsterfahrungsseminare, Heiler, Schamanen und Channel-Medien, immer noch getrieben von der Idee, dass ich dort die Antwort auf die Frage nach dem Warum, dem Wer bin ich und dem Wie komme ich hier wieder weg, finden würde.
Du ahnst es vielleicht schon: Ich wurde nicht fündig. Dennoch war diese Phase nicht umsonst. Durch die Arbeit mit Körper und Stimme gab es zumindest eine kleine Öffnung hin zu mehr Lebendigkeit und Präsenz.
Einige Zeit später begegnete ich einer Frau, die von sich sagte, sie sei erwacht. Ich nahm einige Einzel-Sitzungen bei ihr und bekam einen Vorgeschmack von roher, nackter Wahrheit, ohne dass ich selbst auch nur annähernd in der Lage gewesen wäre, etwas davon in mich aufzunehmen. Zu verschlossen war mein ganzes System.
Grenzerfahrungen
Die Verzweiflung stieg und ein letztes Mal überprüfe ich meine Optionen: Gehen oder bleiben. Ich informierte mich eingehend über verschiedene Wege der Selbsttötung, um dann endgültig zu entscheiden, dass sie nicht mein Weg war. So beschloss ich, der Welt eine Chance zu geben und versuchte so etwas wie ein normales Leben zu führen.
Das führte zu jeder Menge Chaos und schon bald hatte ich die Nase gestrichen voll. Ich ließ mich in eine psychosomatische Klinik einweisen und fand dort das erste Mal in meinem Leben einen Ort der Ruhe und des Willkommenseins.
Schicht um Schicht
Eine Zeit des große Reinemachens begann. Die Türen zu meinem Inneren waren aufgestoßen und alte Wunden, verdrängte Gefühle und unbewusste Überzeugungen durften auftauchen und geheilt werden. Mit Unterstützung körperorientierter Trauma-Therapie kehrte immer mehr Frieden in meinem System ein.
Doch das war nicht das Ende meiner Suche. Im Gegenteil. Jetzt begann sie erst richtig. Meine Kraft war nicht mehr gebunden daran, mein System sicher zu halten und so streckte ich meine Fühler erneut aus nach der Wahrheit. Sie trafen auf Ein Kurs in Wundern und der Ruf nach Vergebung erfüllte mein Herz. Schicht um Schicht löste sich meine Idee von mir und der Welt auf.
Direkte Erfahrung von Wahrheit
Hört sich an wie ein gutes Ende? Fast. Die Suchbewegung wurde schwächer, dafür aber wurde ich nun gefunden. Dyaden Meditationen kamen in mein Leben und sie wirkten wie ein Katalysator. Alles bisherige schien wie die große Vorbereitung auf die direkte und unmittelbare Erfahrung von Wahrheit, die im gemeinsamen Raum der Dyaden Meditation entsteht.
Nonduale Lehren fanden mich erneut und das erste Mal war da ein inneres Verstehen, eine Klarheit und ein Wissen, das nicht vom Kopf kam. Mittlerweile lese ich auch wieder. Weil es Freude macht.
Im Bewusstsein, dass die Wahrheit nirgendwo da draußen jemals zu finden sein wird, erfreue ich mich an all den Fingerzeigen, die auf sie verweisen und sinke weiter ein in das Erkennen, Erfahren und Verkörpern von Wahrheit. Dieser Prozess in Raum und Zeit läuft weiter. Auch wenn die Suche vorbei ist.